Nach Kündigungsklage einer Ärztin – Arbeitgeber muss 400.000 Euro Abfindung zahlen

Einigung vor Gericht nach vermeintlichem Arbeitszeitbetrug

Vor dem Hamburger Arbeitsgericht (ArbG) standen sich am Mittwoch die Anästhesistin Franziska Schlosser und ihr ehemaliger Arbeitgeber, der Helios-Konzern, gegenüber. Dieser hatte der Klinikärztin wegen angeblichem Arbeitszeitbetrug gekündigt. Aufgrund der nicht haltbaren Vorwürfe einigte man sich schließlich auf eine üppige Abfindung. Doch die womöglich tatsächlichen Beweggründe für die Entlassung hinterließen einen faden Beigeschmack.

Klinik feuert Ärztin
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Gewerkschaft wegen Kündigung alarmiert

Konkret wurde der Ärztin zur Last gelegt, am 17. April 2023 einen Feueralarm ausgenutzt zu haben, um 28 Minuten zu früh in den Feierabend zu gehen. Doch die im Gerichtssaal anwesenden Gewerkschaftsvertreter und Helios-Betriebsräte witterten einen Skandal. Ihrer Meinung nach wurde Schlosser nur gekündigt, weil sie sich in ihrer Funktion als Streikleiterin mehr als einmal für faire Arbeitsbedingungen starkgemacht hatte.

Aussage gegen Aussage

Die Kündigungsvorwürfe beruhten auf der Aussage einer Zeugin, die gesehen haben wollte, dass die Ärztin das Klinikgelände am besagten Tag vor Ablauf der Arbeitszeit verlassen habe. Vier Kollegen von Schlosser jedoch widersprachen dieser Behauptung.

Dennoch hielt Helios an seiner Kündigung fest. Da es sich bei der Zeugin um die Sekretärin des Ärztlichen Direktors und der Geschäftsführung handelt, nährte sich bei vielen Beteiligten den Verdacht, man habe sie instruiert, um die gewerkschaftlich aktive Mitarbeiterin loszuwerden.

Dünne Beweislage – Arbeitgeber knickt ein

Die betroffene Arbeitnehmerin zeigte sich vor Gericht bestürzt angesichts der im Raum stehenden Behauptungen: „Ich kann den Vorwurf nicht stehen lassen. Ich arbeite seit 24 Jahren ohne Tadel in diesem Haus […] Der ganze Vorgang ist erlogen und konstruiert. Er besudelt mich auf unerträgliche Art und Weise. Ich will meine Reputation zurück.“

Eine Unterbrechung der Verhandlung durch die Richterin mit der Bitte an die beklagte Partei, eine Entschädigungszahlung in Betracht zu ziehen, brachte die entscheidende Wendung. Geschäftsführer Philip Wettengel sowie dessen Anwältin räumten ein, dass die Beweislage nicht eindeutig wäre. Man sei aber für eine Lösung bereit. Nach zähem Ringen konnte Schlossers Anwältin schließlich eine Abfindungssumme in Höhe von 400.000 Euro erstreiten. Auch erklärte sich Helios bereit, die seit Juli einbehaltenen Gehälter nachzuzahlen.

Helios nach „Schweigegeld“-Zahlung unter Beobachtung

Auch der Marburger Bund – Deutschlands größter Ärzteverband – meldete sich nach der Verhandlung zu Wort. Sein erster Vorsitzender, Dr. med. Pedram Emami, kommentierte den Prozessausgang wie folgt: „Helios hat mit der Kündigung von Franziska Schlosser meiner Meinung nach versucht, eine unbequeme und gewerkschaftlich engagierte Mitarbeiterin einfach so loszuwerden. Damit sind sie nicht durchgekommen.“

Sein Vorstandskollege Dr. med. Alexander Schultz sprach sogar von einem Schweigegeld. Für die Zukunft werde man, so Emami, „als Gewerkschaft weiterhin genau beobachten, wie Helios mit seinen Mitarbeitenden umgeht und [sich] für ihre Rechte einsetzen – wenn nötig vor Gericht“.

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Quelle: focus.de

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