Friedrich Merz mit Appell an die Bevölkerung
In Zeiten der allgegenwärtigen Wirtschaftskrise sieht der frischgebackene Bundeskanzler Friedrich Merz die Bevölkerung in der Pflicht. Im Rahmen seiner ersten Regierungserklärung bringt er auch das Thema „Arbeitszeit“ ins Spiel und fordert von den Beschäftigten „wieder mehr und vor allem effizienter“ zu arbeiten. Nur so könne das Land wettbewerbsfähiger werden.

IW-Studie als Warnsignal?
Doch arbeiten wir wirklich so wenig, wie uns der Kanzler weismachen will? Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gibt dem CDU-Chef auf den ersten Blick recht. Den Zahlen nach wird hierzulande weniger gearbeitet als in den meisten anderen OECD-Ländern.
Während Deutschland in 2023 auf rund 1036 jährlich geleistete Arbeitsstunden je Einwohner im Erwerbsalter zwischen 15 und 64 Jahren gekommen ist, waren es zum Beispiel beim Spitzenreiter Neuseeland rund 1402 Arbeitsstunden pro Kopf. Deutschland belegt damit vor Frankreich und Belgien den drittletzten Platz.
Unterschiedlicher Interpretationsansatz
Auch wenn Friedrich Merz in einem Bild-Interview behauptete, dass die Pro-Kopf-Arbeitszeit der Deutschen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken sei, ist es mit Blick auf die vergleichende Statistik genau andersherum. So ergab die IW-Studie aus dem Jahr 2013 rund 1013 Arbeitsstunden je Einwohner, also 23 Stunden weniger als in der aktuellen Erhebung.
Auch laut Zahlen des Statistischen Bundesamts (StBA) ist die Arbeitszeit bei Vollzeiterwerbstätigen seit Jahren relativ konstant geblieben. Merz’ Argumentation sowie die Aussage von seinem Kanzleramtsminister Thorsten Frei („Wir alle müssen aufpassen, dass wir vor lauter Work-Life-Balance nicht die Arbeit aus dem Blick verlieren“) könnten daher für den einen oder anderen Arbeitnehmer befremdlich wirken.
Gegenwind von der SPD
SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf hält dagegen: „Ich sehe es für den Großteil der Beschäftigten nicht, dass es darum geht, dass die alle jetzt mehr als acht Stunden am Tag arbeiten müssen.“ Vielmehr müsse man auf Flexibilität bei den Arbeitszeiten setzen und branchenspezifisch vorgehen. Außerdem gäbe es immer noch zu viele Frauen, die eigentlich gerne in Vollzeit arbeiten würden. Diesbezüglich müsse man unter anderem die Infrastruktur in der Kinderbetreuung schnell verbessern.
Feiertag abschaffen als populistische Forderung?
Darüber hinaus ist eine Diskussion um die Zahl der Feiertage entbrannt. Die CDU würde gerne einen davon streichen. Für SPD-Generalsekretär Klüssendorf hingegen wäre die Abschaffung eines Feiertages kein entscheidender Faktor, um die Wirtschaftsleistung anzukurbeln.
Auch der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hält davon nichts. Der Arbeitskräftemangel werde nicht durch eine Reduzierung der Feiertage gelöst. Stattdessen müsse man auf Zuwanderung sowie den Abbau von Hürden für die Erwerbstätigkeit von Frauen und Geflüchteten setzen.
Fachkräftemangel unübersehbar
In der Tat sehen viele Experten den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften als Hemmnis für das deutsche Wirtschaftswachstum. So ließ etwa das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa) verlauten, dass im März dieses Jahres jede dritte offene Stelle unbesetzt geblieben ist. Das entspreche einer Anzahl von rund 387.000 offenen Jobs. Allein im Bereich der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik wären über 12.000 Stellen vakant geblieben.
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Quelle: tagesschau.de