Phänomen Fake Work – wenn Beschäftigte nur Däumchen drehen

Homeoffice als Wohlfühloase fauler Mitarbeiter?

Ein leitender Beamter aus dem Westerwald steht im Verdacht, fünf Jahre lang unbemerkt dem Nichtstun gefrönt zu haben – und das bei vollen Gehaltsbezügen. Ein Einzelfall? Nicht unbedingt. Wenn auch nicht in dieser Heftigkeit, scheinen sich insbesondere seit dem Homeoffice-Boom infolge der Corona-Pandemie Vorfälle wie dieser zu häufen.

Phänomen Fake Work – wenn Beschäftigte nur Däumchen drehen
Srdjan Randjelovic / shutterstock.com

Gezielte Täuschung

Der Begriff „Fake Work“ hat sich als Bezeichnung für Mitarbeiter etabliert, die Arbeit simulieren – vorzugsweise im Homeoffice. Dabei täuschen Angestellte vor, besonders beschäftigt zu sein, indem sie zwar regelmäßig an Online-Meetings teilnehmen oder vermeintlich wichtige Mails verschicken, die de facto geleistete Arbeit geht jedoch nicht mit der eigentlich zu leistenden Stundenanzahl einher.

(K)ein Homeoffice-Problem?

Dass Fake Work nicht nur durch die Ausbreitung von Homeoffice erklärbar ist, belegte der Soziologe Roland Paulsen mit seinem Buch „Empty Labor“ bereits im Jahr 2014. Die dafür interviewten Arbeitnehmer gaben an, in der Firma durchschnittlich bis zu drei Stunden täglich mit privaten Angelegenheiten beschäftigt zu sein.

Dennoch ist es für Arbeitgeber gerade bei Mitarbeitern im Homeoffice nicht immer einfach nachzuvollziehen, wie produktiv diese tatsächlich sind. Während Umfragen unter Arbeitnehmern häufig ergeben, dass diese behaupten, ohne Ablenkung durch Kollegen in den eigenen vier Wänden effektiver zu sein, gehen Vorgesetzte eher vom Gegenteil aus.

Auf der Suche nach Ursachen

Laut Studienergebnissen der Uni Stanford führe das Arbeiten im Homeoffice pauschal zu einem Produktivitätsrückgang von 10 bis 20 Prozent. Als Grund dafür wurden unter anderem mangelnde Kommunikation und unzureichendes Feedback in Erwägung gezogen.

Am Beispiel von Call-Center-Mitarbeitern zeigte sich, dass diese weniger Leistung im Homeoffice erbringen konnten, weil sie bei Problemstellungen ihre Kollegen nicht im direkten analogen Gespräch um Rat bitten konnten. Stattdessen mussten sie dafür zeitaufwendiger chatten oder einen Videoanruf tätigen.

Anhand dessen wird auch ein weiteres Problem für Unternehmen sichtbar: Die Messbarkeit von erbrachter Arbeitsleistung ist bei höher qualifizierten Angestellten wie wissenschaftlichen Mitarbeitern, Webdesignern, IT-Spezialisten oder Werbetextern deutlich schwieriger.

Boni für Büro-Rückkehrer

Vielleicht rudern auch deshalb viele deutsche Unternehmen zurück. So müssen Führungskräfte bei Volkswagen inzwischen wieder ins Büro und auch für die Banker bei Goldman Sachs ist anstelle von Homeoffice die gute alte Präsenzpflicht angesagt. So manche Firma geht laut einer internationalen Umfrage der Beratungsgesellschaft KPMG einen innovativen Weg: Wer künftig auf das heimische Arbeiten verzichtet, wird mit Boni und Beförderungen belohnt.

Mitarbeiter-Motivation ist Trumpf

Doch geht man davon aus, dass viele Beschäftigte sehr wohl produktiv im Homeoffice sind, wäre eine flächendeckende Rückkehr zu vermeintlich Altbewährtem auch keine zufriedenstellende Lösung. Bei Anwesenheitspflicht könnte sich die Motivation der Arbeitnehmer wieder ins Gegenteil verkehren.

Vielmehr gilt sowohl für Homeoffice als auch im Unternehmen vor Ort: Führungskräfte sollten den Fokus auf eine effektive Kommunikation legen, um ihre Mitarbeiter besser zu machen und zu motivieren. Werden sich doch wertgeschätzte Arbeitnehmer deutlich eher mit den Zielen einer Firma identifizieren und womöglich gar kein Interesse daran haben, Arbeitszeit untätig verstreichen zu lassen.

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Quelle: msn.com

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