Hitzefrei für Arbeitnehmer? Vorschlag der Linken polarisiert

Arbeitsschutz-Plädoyer der Regierungs-Opposition

Wenn das Thermometer im Sommer die 27-Grad-Marke knackt, kann der Direktor seinen Schülern bis einschließlich der zehnten Klasse Hitzefrei geben. Ein gutes Modell auch für Arbeitnehmer? Ja, findet Linken-Parteichef Jan van Aken. Im Aktionspapier mit dem Titel „Hitzeschutz ist Arbeitsschutz – jetzt handeln“ fordert er eine Reduzierung der Arbeitsstunden und weitere Maßnahmen bei hohen Temperaturen.

Hitzefrei am Arbeitstplatz
Monika Wisniewska / shutterstock.com

Halbe Arbeitskraft an heißen Tagen

Demnach soll ab einer Temperatur von 26 Grad Celsius ein Viertel der Arbeitszeit entfallen. Gleichzeitig ist eine Extra-Pause von zehn Minuten pro Stunde vorgesehen. Ab 30 Grad würde sogar die Hälfte der täglichen Arbeitsstunden gestrichen werden. Die Linken plädieren außerdem für ein Update in der Arbeitsstättenverordnung, die um das Recht auf Wasserversorgung und Sonnenschutz erweitert werden soll.

Neben der Verpflichtung für die Arbeitgeber in ihren Betriebsräumen Ventilatoren zu installieren, wären Städte und Kommunen nach der Idee der Linken dazu angehalten, kostenfreie Wasser- und Sonnencreme-Spender zur Verfügung zu stellen.

Hitze als Gesundheitsrisiko

Im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) begründet van Aken den Vorstoß seiner Partei: „Die Klimakrise ist längst auch eine soziale Krise – wer unter sengender Sonne schuftet oder im überhitzten Büro sitzt, bezahlt oft mit der eigenen Gesundheit.“ Außerdem, so der Linken-Politiker, würde bei dreißig Grad und mehr die Konzentration und damit auch die Arbeitsleistung sinken.

Zahlen des Statistischen Bundesamts sprechen eine ähnliche Sprache. So wurden zwischen 2002 und 2022 durchschnittlich 1500 Behandlungen in Krankenhäusern pro Jahr registriert, die allein auf die Einwirkung von Hitze oder Sonnenlicht zurückzuführen sind.

Zustimmung aus dem Lager der Grünen

Diese Forderungen sind für die Grünen Wasser auf die Mühlen der Klimapolitik. Der stellvertretende Fraktionschef, Andreas Audretsch, gibt überdies weitere Negativfolgen der zunehmenden Anzahl von Hitzetagen zu bedenken: „Die Belastung auf dem Bau ist anders als im klimatisierten Labor. Besonders für Menschen, die auch bei Hitze im Freien arbeiten, sei es auf der Baustelle oder dem Müllfahrzeug, steigen Gesundheitsbelastung und Hautkrebsrisiko.“

Gegenwind aus der CDU

Von den Plänen der Linken hält die CDU allerdings nichts. So gibt Marc Biadacz als arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sprecher der Unionsfraktion zu bedenken: „Deutschland verfügt bereits heute über ein starkes und praxiserprobtes Arbeitsschutzsystem – auch bei hohen Temperaturen.“ Darin wären Aspekte wie Sonnenschutz und Lüftung längst enthalten.

Der Vorschlag der Stundenreduzierung wäre zudem „weltfremd und wirtschaftlich kaum tragbar – insbesondere für das Handwerk, für Pflegekräfte oder den öffentlichen Dienst“. An die Adresse der Linkspartei sendet Biadacz eine klare Botschaft: „Wer Hitze einfach mit Freizeit bekämpfen will, verkennt, wie unser Land funktioniert.“

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Simone Borchardt, befürwortet indes zumindest den Vorschlag von Wasserspendern in den Städten: „Schon jetzt trinkt fast jeder Dritte Bundesbürger zu wenig in seinem Alltag. Das ist ein fatales Zeichen und wird vielen Bürgerinnen und Bürgern gerade in Hitzewellen zum Verhängnis.“

Nanny für die Bürger?

Auch die AfD bläst kritisch ins Horn: „Der Staat darf nicht zur Nanny für die Bürger verkommen“, sagt Martin Sichert, gesundheitspolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion. Die Politik habe nicht die Aufgabe, den Arbeitgebern vorzuschreiben, wie sie sich verhalten sollten, sondern müsse ihnen „das Vertrauen zugestehen, dass diese selbst zum Wohle ihrer Mitarbeiter benötigte Maßnahmen ergreifen“. Die Linke, so Sichert, würde lediglich populistisch handeln und dabei „in den Chor der Klimawandel-Lobby“ einstimmen.

Ähnliche Töne kommen aus den Reihen der FDP: „Der Vorstoß der Linken scheint insgesamt eher von dem Gedanken getragen zu sein, das Thema Arbeit mit zusätzlichen Auflagen und Regulierungen zu belasten, und weniger von dem Bewusstsein, Arbeit oder gar Mehrarbeit attraktiver zu machen“, so ein FDP-Parteisprecher auf WELT-Anfrage. Eine Wirtschaftswende könne nur mit Wachstum und mehr Leistungsbereitschaft herbeigeführt werden.

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Quelle: welt.de

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