Mobbing am Arbeitsplatz

Was tun bei Mobbing am Arbeitsplatz

Die Kollegen machen ständig Witze über Sie? Tuscheln hinter vorgehaltener Hand? Dann könnte das schon ein Fall von Mobbing sein. Auch in Deutschland ist der Psychokrieg unter Angestellten oder zwischen Chef und Arbeitnehmer ein soziales Phänomen, das es immer gegeben hat. Allerdings ist Mobbing in den letzten Jahrzehnten vermehrt in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit gerückt. Welche Arten von Mobbing es gibt, welche Auswirkungen es auf den Einzelnen haben kann und wie sich Betroffene wehren können, wird im Folgenden ausführlich erläutert.

Weinende Person sitzt vor einem Zettel in dem sie gemoppt wird.

Was genau ist Mobbing?

Der Begriff leitet sich aus dem englischen „Mob“ ab, was sich mit Pöbel oder Gesindel übersetzen lässt. Als Verb „to mob someone“ benutzt, bedeutet es jemanden bedrängen, anpöbeln, angreifen oder über ihn herfallen. Der Wortursprung macht bereits deutlich, dass es sich bei Mobbing nicht um kleine Streitereien handelt. Daher sind die typischen Merkmale für Mobbing in der Regel dann gegeben, wenn eine einzelne Person immer wieder ohne plausible Gründe angegriffen und ihr gegenüber offen Respektlosigkeit demonstriert wird, die Belästigungen systematisch verlaufen und über einen längeren Zeitraum stattfinden. Somit spielt die Quantität der unangebrachten Verhaltensweisen eine große Rolle. Eine unfaire Kritik oder verbale Entgleisung kann im Einzelfall verkraftet oder mit einer Entschuldigung aus der Welt geschafft werden. Wird aber permanent dieselbe Person drangsaliert, verhärtet sich der Verdacht von Mobbing.

Mobbing ist unabhängig von Beruf, Branche oder Unternehmen und kann sich darüber hinaus sowohl im Kollegenkreis (Staffing) als auch im Verhältnis zwischen Vorgesetzten und dessen Mitarbeiter (Bossing) abspielen. Einmalige Belästigungen und normale Konflikte zwischen „gleich“ starken Parteien oder Gruppen sind somit kein Mobbing.

Es gibt mehrere Arten von Verhalten, die unter die Definition von Mobbing fallen. Dazu gehören: das Diskriminieren oder Schikanieren einer Person, wie zum Beispiel unangebrachte Äußerungen über deren Aussehen, Verhalten, Geschlecht oder Herkunft.

Die Bandbreite an möglichen Demütigungen ist enorm. Hier eine Auswahl:

  • Grundloses Nörgeln anstelle von konstruktiver Kritik
  • Persönliche Kritik (körperliche Schwächen, Figur, Frisur, Kleidung oder Sprachakzent)
  • Ausgrenzungen während der Mittagspause oder in der Kaffeeküche (Betroffener wird wie Luft behandelt)
  • Lügen, Gerüchte und üble Nachrede
  • Beleidigungen und regelmäßige Sticheleien
  • Sabotage: Sie erhalten fachliche Fehlinformationen, während Ihnen die wichtigen Inhalte vorenthalten werden
  • Gewalt, sexuelle Belästigungen und Einschüchterungen
  • Mobbing geht vom Chef aus: Überspitzte Kritik, zweifelhafte Andeutungen, boykottierte Gespräche, regelmäßiges Anschreien vor versammeltem Team, Über- und Unterforderung des Mitarbeiters

Ursachen & Auswirkungen von Mobbing

Warum jemand in Sachen Mobbing zum Täter wird, ist nicht immer eindeutig festzustellen. Mal ist es ein geringes Selbstwertgefühl, mal Neid, Rivalität und Konkurrenzdenken, mal einfach der eine Fakt, dass man mit seinem potenziellen Opfer keine Gemeinsamkeiten hat. Auch fehlerhafte Firmenstrukturen und mangelnde Kommunikation tragen zu einem Reizklima bei, in dem Mobbing entstehen kann. Wie etwa, wenn die Mitarbeiter unter zu langen Arbeitszeiten sowie einem nicht zu bewältigen Arbeitspensum leiden, oder wenn Aufgaben, Zuständigkeiten und Beförderungen nicht transparent gemacht und schlüssig erklärt werden.

Nichts davon rechtfertigt das Mobbing, dessen Folgen verheerend sein können – schließlich befindet sich der oder die Betroffene in unterlegener Position, also in einem Täter-Opfer-Verhältnis. Schon ein einzelner Vorfall, besonders aber das systematische Mobben über einen längeren Zeitraum führen bei Betroffenen nicht selten zu folgenden Symptomen:

  • Schlafstörungen
  • Atemproblemen
  • Rückenschmerzen
  • Magenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Vermindertes Selbstwertgefühl
  • Essstörungen
  • Depressionen

Selbstredend, dass es bei derart gefährlichen Folgen des Mobbings wichtig ist, sich rechtzeitig Hilfe zu holen. Wie aber können Sie auf die Problematik aufmerksam machen, ohne noch schärfer in das Visier der missmutigen Kollegen zu geraten?

Mobbing – was kann ich tun?

Wehret den Anfängen! Wenn Sie das Gefühl haben, am Arbeitsplatz gemobbt zu werden, sollten sie umgehend handeln. Suchen Sie sich interne oder externe Verbündete und führen Sie ein Mobbingtagebuch. Naheliegend ist sicherlich, mit dem oder den Verursachern im Beisein mindestens eines unbeteiligten Dritten ein klärendes Gespräch zu suchen. Das ist aber nicht immer einfach, erfordert viel Selbstvertrauen und fällt auch nicht unbedingt auf fruchtbaren Boden. Trotzdem sollte man es versuchen, um Belastungen wie Hänseleien und üble Nachrede im Keim zu ersticken. Je sachlicher und entschiedener Sie auftreten, umso eher lassen der oder die Täter von Ihnen ab, da sie merken, dass man nicht alles mit Ihnen machen kann und weitere Sticheleien Konsequenzen für sie haben könnte.

Hilft es nichts, die Mobber gezielt anzusprechen, müssen Sie wohl oder übel den Gang zum Vorgesetzten schreiten. Der Arbeitgeber muss ihnen letztlich helfen, da er eine arbeitsrechtliche Fürsorgepflicht hat. Diese Fürsorgepflicht ist im Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit festgeschrieben. Dort heißt es in § 4 Nummer 1.:

„Die Arbeit ist so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird.“

Ihr Arbeitgeber ist also in der Bringschuld, wenn in seinem Unternehmen gemobbt wird. Ist der direkt Vorgesetzte selbst die Mobbing-Quelle, muss der Betroffen eine Ebene höher gehen. Hier, oder auch beim Betriebsrat, können Sie versuchen, die Ursachen zu klären. Je nach „Beweislage“ kann das Unternehmen den mobbenden Personen Einhalt gebieten, indem es Ermahnungen oder Abmahnungen ausspricht. Kommt es zu keiner Verbesserung der Lage, ist eine Versetzung oder Kündigung des Betroffenen oft der letzte Ausweg, um dessen körperliche und psychische Gesundheit wieder herzustellen. Unterstützung bei der Vorgehensweise, die bei jedem anders aussehen kann, bietet auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die Sie unter 030/185551855 erreichen können.

Rechte für Mobbingopfer – ist Mobbing strafbar?

Rein juristisch ist Mobbing am Arbeitsplatz erst einmal nicht strafbar. Dennoch verträgt es sich nicht mit der im Artikel 1 des Grundgesetzes (GG) hervorgehobenen Unantastbarkeit der menschlichen Würde. Spätestens aber, wenn es sich um Mobbing-Aktionen handelt, die nach dem Strafgesetzbuch (StGB) als Straftaten zu definieren sind, kann es Mobbern neben den Konsequenzen am Arbeitsplatz wie Abmahnungen und Kündigungen auch strafrechtlich an den Kragen gehen. Zu möglichen Vergehen am Arbeitsplatz im Zuge des Mobbens eines Kollegen gehören unter anderem.

Kommt Ihr Fall vor Gericht, weil Sie die Mobbenden nicht straflos oder lediglich mit einer arbeitsrechtlichen Konsequenz davonkommen lassen wollen, kann es hilfreich sein, wenn Sie vorher ein Tagebuch geführt haben, in dem die einzelnen Mobbing-Aktionen detailliert dokumentiert sind. Das können zum Beispiel E-Mails oder Ton- und Bildaufnahmen mit belastendem Inhalt sein. Wichtig ist in jedem Fall das Festhalten von Zeitpunkt und Dauer der jeweiligen Mobbinghandlung, der beteiligten Personen und Zeugen sowie der Art der Tat. Auch wohlgesonnene Kollegen, die von dem Mobbingvorfällen wissen, können als neutrale Beobachter wertvolle Aussagen in Bezug auf die Überführung der Mobber tätigen.

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