Wie die Arbeit wieder Spaß machen kann
Im Idealfall dient die Arbeit nicht nur dem Broterwerb, sondern führt auch zu Selbstverwirklichung und Spaß. Doch das ist nicht immer der Fall. Laut einer Umfrage des ZDF vom März 2023 ist sogar jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland unzufrieden im Job und liebäugelt mit der Kündigung. Wie kann man das ändern? Das Zauberwort heißt „Job Crafting“. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie hier.
Job Crafting als Kündigungsvariante
Coach und Buchautor Christian Thiele gehört zu den Verfechtern des Job Craftings. Seine Prämisse lautet, nicht vorschnell die Kündigung einzureichen, sondern in Zusammenarbeit mit dem Chef den Arbeitsplatz so zu gestalten, dass er mehr zugeschnitten auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Arbeitnehmers und damit wieder attraktiv für ihn ist. Voraussetzung dafür aber wäre ein Arbeitgeber, der dem Job Crafting positiv gegenübersteht.
Firmen wollen Personal nicht ziehen lassen
Nur dann könnten Mitarbeiter an ihre Vorgesetzten herantreten, um Verbesserungswünsche zu kommunizieren. Gemeinsam müsse in der Folge eruiert werden, ob die Bedürfnisse des Beschäftigten mit den Gegebenheiten des Unternehmens in Einklang zu bringen sind, um eine Win-win-Situation zu schaffen. Dies wäre, so Thiele, in den meisten Fällen möglich, denn „viele Unternehmen suchen Personal und wollen wegen des Fachkräftemangels keine Angestellten verlieren. Das heißt, gute Chefinnen und Chefs hören zu und wollen Lösungen finden.“
Die Zettel-Methode
Ist der Wille zur Veränderung auf beiden Seiten gegeben, biete das Job Crafting diverse Methoden an. Bei der Zettel-Variante vermerkt der Mitarbeiter auf zehn Klebenotizen jeweils eine Tätigkeit, die er in den vergangenen zwei Wochen erledigt hat. Dazu wird auf einem DIN-A4-Blatt ein Graph mit einer x- und einer y-Achse aufgemalt, wobei die x-Achse für den Zeitaufwand der Aufgaben steht, während die y-Achse den Arbeitsaufwand für die jeweilige Tätigkeit wiedergibt.
Klebt man nun die Zettel mit den Aufgaben in den dazu passenden Bereich des Graphen, ist direkt erkennbar, welche Tätigkeiten vom Arbeitnehmer eher als langwierig und anstrengend empfunden wurden. Diese wären ausschlaggebend, um Änderungen herbeizuführen. Frischen Wind in den Arbeitsalltag könnte zum Beispiel das Tauschen von Aufgaben mit den Kollegen bringen, genauso wie die Teilnahme an Fortbildungen, um neue Inhalte kennenzulernen.
Die „drei Dimensionen des Job Craftings“
Mit der „drei Dimensionen des Job Craftings“-Methode komme man laut Thiele noch schneller ans Ziel. Dabei müssten sich Arbeitnehmer lediglich überlegen, zu welcher Uhrzeit sie den Arbeitstag beginnen möchten und wie viele Stunden dieser umfassen soll. Außerdem müsse formuliert werden, welche Tätigkeiten der Beschäftigte besonders gerne bzw. nicht so gerne ausübt, mit welchen Kollegen er bevorzugt zusammenarbeitet und was er mit seiner Arbeit bewirken möchte. Ist man sich den Faktoren bewusst, könne die künftige Ausrichtung des Arbeitnehmers in der Firma konkret gestaltet werden.
Job Crafting nur ein Teil des Puzzles
Allerdings soll das Job Crafting keine Einbahnstraße sein. So gibt der Experte zu bedenken, dass nicht der Eindruck entstehen darf, „dass schlechte Arbeitsbedingungen normal sind und der Einzelne dafür verantwortlich ist, sie für sich zu ändern.“ Stattdessen müssten auch Betriebsräte, Gewerkschaften und Arbeitgeber stets bemüht sein, ein gutes Arbeitsklima zu schaffen. Dazu gehörten die Förderung des Miteinander unter Kollegen, regelmäßige Reflexionsangebote und die Vermittlung des Gefühls an den Arbeitnehmer, dass er für das Unternehmen wichtig sei.
Quelle: msn.com