Erschleichen einer Krankschreibung

Krankschreibung erschlichen: Droht die Kündigung?

In einigen Büros kann man die Uhr nach ihnen stellen: Kollegen, die regelmäßig krank machen. Der eine bleibt gerne montags zu Hause und der andere Kollege fehlt immer gerne an Tagen nach dem lokalen Bierfest. Doch was passiert, wenn man beim Blaumachen erwischt wird? Grundsätzlich gilt: Wer sich krankmeldet und nicht krank ist, riskiert eine Kündigung. Allerdings gibt es hier einen Haken. Die ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU), auch bekannt als gelber Schein oder Krankschreibung, gilt nach der Rechtsprechung als Beweis, dass der Arbeitnehmer krank ist. Gerichtliche Entscheidungen, die Belegen, dass der Nachweis einer vorgeschobenen Krankheit auch gelingen kann, gibt es dennoch. Was Sie zum Thema Krankschreibung und Erschleichen einer Krankschreibung wissen sollten, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Eine Arbeitnehmerin schiebt eine erschlichene Krankschreibung über den Tisch.

Rechte und Pflichten bei Krankschreibung

Sobald ein Arbeitnehmer krank wird, muss er dies seiner Firma unverzüglich nach § 5 Abs. 1 Satz 1 EFZG mitteilen. Oftmals weiß der Arbeitnehmer noch nicht, wie lange er ausfallen wird. Kann er es aber aus Erfahrung schätzen oder war bereits beim Arzt, dann muss er dem Arbeitgeber auch schon die Dauer beziehungsweise die mögliche Dauer des Ausfalls mitteilen. Die Krankheit selbst muss er nicht preisgeben. In der Regel ist die Krankschreibung dann nach drei Tagen Erkrankung dem Chef vorzulegen, es sei denn es gibt eine abweichende vertragliche Vereinbarung. Aber Achtung, Arbeitgeber können auch ohne vertragliche Regelung verlangen, dass der Arbeitnehmer schon am ersten Tag eine Krankschreibung abgeben muss. Dafür benötigt der Chef nicht mal einen Verdacht auf Blaumachen. Möchte der Arbeitgeber eine Attestpflicht bereits am zweiten Tag für alle Mitarbeiter festlegen, benötigt er allerdings die Zustimmung des Betriebsrats, sofern es einen gibt.
Übrigens soll der bisherige „gelbe Schein“ 2021 durch eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ersetzt werden. Die Krankenkasse erhält dann die entsprechenden Daten von der Arztpraxis und gibt diese an den Arbeitgeber weiter.

Chef lehnt Attest ab: geht das?

Grundsätzlich ist eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung die ärztliche Bestätigung, dass ein Arbeitnehmer krank ist. Dennoch muss der Chef nicht jede Krankschreibung akzeptieren. Hat der Arbeitgeber den begründeten Verdacht, dass der Angestellte nicht krank ist, kann er diese zurückweisen. Infolgedessen kann er sowohl eine Abmahnung als auch eine Kündigung aussprechen. Da der Mitarbeiter einen versuchten Betrug begeht, indem er durch das Krankmachen eine Entgeltfortzahlung erschleicht, kann der Arbeitgeber ihn ohne Abmahnung fristlos kündigen. Wichtig jedoch ist, dass der Chef Beweise braucht, die ernsthafte Zweifel an der Arbeitsunfähigkeit aufkommen lassen (BAG, Urteil vom 19.2.1997, 5 AZR 83/96, NZA 1997, 652). Denn, ob man krank ist oder nicht, entscheidet immer noch der Arzt und nicht der Arbeitgeber.
Angebrachte Zweifel hätte der Chef zum Beispiel, wenn

  • der Angestellte sich nicht durch den Medizinischen Dienst begutachten lässt,
  • der Angestellte das Blaumachen angekündigt hat oder
  • die Bescheinigung selbst zweifelhaft ist (beispielsweise, sie wurde mehr als drei Tage rückwirkend ausgestellt).

Achtung: Nur weil ein Angestellter nicht zu Hause bleibt, heißt das nicht, dass dieser automatisch blaumacht. Wer einen gebrochenen Arm hat, kann zwar nicht am Schreibtisch sitzen, aber durchaus ins Kino gehen. Eventuell hat der Arzt auch Sonne oder Meeresluft zu therapeutischen Zwecken vorgeschlagen.

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Häufige Fragen

Kann man sich krankschreiben lassen, wenn der Ehepartner krank ist?

Sollte Ihr Partner erkranken, müssen Sie weiterhin zur Arbeit gehen. Suchen Sie am besten ein Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber. Oftmals findet sich eine Lösung für schwierige Situationen.

Kann der Arzt sich weigern, mich krank zu schreiben?

Ein Arzt kann sich weigern, Sie krankzuschreiben. Er hält sich an sein ärztliches Berufsrecht und darf Sie nicht ohne Grund krankschreiben. Anderenfalls könnte er Probleme mit der Ärztekammer bekommen.

Wird man bei Durchfall krankgeschrieben?

Selbstverständlich kann man bei Durchfall krankgeschrieben werden, da es sich vermutlich um eine Magen-Darm-Erkrankung handelt. Dafür muss allerdings ein Arzt aufgesucht werden.

Was tun, wenn ein Mitarbeiter ständig krank ist?

Suchen Sie am besten das Gespräch mit ihm. Denn sollte die Krankheit mit der Arbeit zusammenhängen, lässt sich vielleicht eine Lösung finden.

Was darf ich, wenn ich krank bin?

Grundsätzlich dürfen Sie das tun, was Ihnen guttut und Ihre Genesung nicht beeinträchtigt. Was dies konkret ist und was nicht, hängt von der Art der Krankheit ab.

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